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Siegen.(pebe) Absolute Dunkelheit. Kein Schimmer Licht, keine Schemen, keine Konturen. „Sehen“ geht nur mit den Händen und dem übrigen Körper. Und dieses „Sehen“ kann sehr schmerzhaft sein, wenn ecken und Kanten im Weg stehen. „Sehen“ kann frustrierend sein, wenn die Cola auf dem Tisch landet und nicht im Glas. Wenn die Gabel am Kuchen vorbeisticht. Alltägliche Situationen in völliger Dunkelheit zu erleben, ist für Sehende eine außergewöhnliche Selbsterfahrung, für Blinde aber normal. Für Jan Meyer-Krügel wäre es fast zwei Jahrzehnte lang eine außergewöhnliche Erfahrung gewesen. Seit zweieinhalb Jahren aber ist Leben in absoluter Dunkelheit seine Normalität.

Jan erblindete bei einem Unfall, der ihn auch noch seine rechte Hand kostete. „Ich habe Abi gemacht und dann Zivildienst in der Altenpflege“. Eine Lehrstelle hatte er sicher. Bis zu seinem Unfall. „Ich habe lange im Koma gelegen“, berichtet der agile 22-Jährige. Und als ich erwachte, machte ich die Erfahrung, von einem Tag auf den anderen blind zu sein.“

Mit seiner Idee ein Dunkelcafé zu eröffnen, wandte er sich ans Siegener Zentrum für Friedenskultur in der Kölner Straße. Dort fand er passende Räumlichkeiten und Hilfe bei der Umsetzung. „Ich will Leuten zeigen, wie es ist blind zu sein“, erklärt Jan, der als Blinder auch merkwürdige bis entwürdigende Erfahrungen macht. Behinderung und soziale Bedürftigkeit würden schnell gleichgesetzt, manchmal sei die Antwort auf eine Informationsfrage – ein Zwei-Euro-Stück.

„Ich will aber zeigen: Wir können was!“

Top Siegen Wittgenstein, Ausgabe 4 - Winter 2012 / gekürzte Fassung

Es ist Mittwoch, der 24. Oktober 2012, 10 Uhr vormittags. Gut gelaunt und gespannt, was die nächsten Stunden bringen werden, treffen sich 24 Schülerinnen und Schüler der Klasse 9b vom Weidenauer Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium (FJM) mit zwei Lehrern vor dem Dunkelcafé in Siegens Oberstadt. Sie nutzen den „Wandertag“ der Schule für einen Besuch des Cafés und Restaurants in absoluter Dunkelheit um eine Ahnung davon zu bekommen, was es heißt, nicht(s) sehen zu können. Dem Klassenlehrer Timo Rebschloe ist es wichtig, dass seine Schüler-innen und Schüler Einblicke in die Welt der Sehbehinderten vermittelt bekommen und in Selbsterfahrung lernen, mögliche Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung abzubauen.

Etwa 150 Buchungen verzeichnet Jan Meyer-Krügel inzwischen für das Dunkelcafé. „Bei uns können sich Gruppen jederzeit anmelden. Das gilt für Schulklassen, Kindergärten, Betriebe aber auch für Einzelpersonen. Es ist ein tolles Erlebnis sich in die Welt des Dunkels entführen zu lassen. In dem Café, das zum Restaurant erweitert wurde, kann man Frühstücken, Kaffee und Kuchen oder Torte genießen, Pizza, Salate oder Nudeln essen oder gleich ein dreigängiges Menü bestellen. Die Betreiber arbeiten eng mit den umliegenden Restaurants zusammen, die verschiedene Speisebestellungen möglich machen. Voranmeldungen sind Voraussetzung. Darüber hinaus bietet die Location verschiedene Programme an, die einen Besuch lohnen. Dazu gehören Partys, Blindenschrift lernen, Musik oder auch Lesungen hören, Tests im Erraten von Gegenständen oder im Schmecken verschiedener Speisen. „Natürlich kann auch getanzt werden, ohne sich zu blamieren. Es sieht ja keiner“, schmunzelt Ashraff Salem.

Das Dunkelcafé ist ein wertvoller Ort um Barrieren zwischen Menschen mit Behinderung, die oftmals unterschätzt werden, und Menschen ohne Behinderung abzubauen. Die Einrichtung klärt auf und schafft zudem Behindertenarbeitsplätze. Das Café finanziert sich ausschließlich über Spenden und die Betreiber hoffen, dass sie ihr Angebot mit weiterer finanzieller Unterstützung ausbauen können.

Hier einige Schülerkommentare nach dem Besuch:

„Die Lebenseinstellung der Blinden hat mich positiv beeindruckt.“ „Die Geschichten waren toll. Sie haben uns gezeigt, dass Behinderte nicht anders als gesunde Menschen sind.“
„Ich hatte nicht das Gefühl bei einer Schulveranstaltung zu sein, sondern bei zwei sehr netten Menschen, die sehr gute Gastgeber sind!“

 

Prof. Dr. Albrecht Rohrmann, Universität Siegen

„Ein Besuch des Dunkelcafés ist eine erhellende Erfahrung in völliger Dunkelheit für alle Gruppen aus Unternehmen. Die Teilnehmer*innen müssen sich in dem total abgedunkelten Raum zurechtfinden und sich in gewohnter Weise mit anderen verständigen. Die blinden Begleiter helfen bei der Orientierung und es kommt zu einer Offenheit im Gespräch über Behinderungen, Verschiedenheit und andere Themen, die sonst häufig tabu sind.!“

 

Jérome Herold, Ikea Deutschland GmbH & Co. KG, Niederlassung Siegen

„Wir haben das Dunkelcafé im Rahmen eines Team-Tages besucht und waren begeistert. Das Ambiente war sehr eindrucksvoll und hat uns ausgezeichnet gefallen. Wir halten unsere Sinne für viel zu selbstverständlich. Die Menschen, die auf ihre Sinne angewiesen sind zeigten uns, dass sie auch diese nahezu perfekt nutzen. Jedem Unternehmen können wir einen Besuch im Dunkelcafé nur empfehlen!“

Siegener Zeitung – 18. Januar 2016 / gekürzte Fassung

Wo letztlich alle gleich sind

Kabarett der besonderen Art im Dunkelcafé Siegen

mmü/Siegen.

Petra Kölsch, Jan Meyer-Krügel, (vorn, v. l.) und die Schülerinnen und Schüler von Stift Keppel hatten mit den Bewohnern der AWO-Wohnstätte am Ginsterhang sichtlich Spaß am Inklusionsprojekt. Foto: mmü

„Lachen erlaubt“ – unter diesem Motto steht das aktuelle Inklusionsprojekt des Gymnasiums Stift Keppel in Allenbach und den Mitarbeitern des Dunkelcafés in Siegen. Am Donnerstagabend (am Freitag stand eine zweite Aufführung an) präsentierten Schülerinnen und Schüler des Literaturkurses der Jahrgangsstufe 11 gemeinsam mit Bewohnern der Siegener AWO-Einrichtung Ginsterhang einen bunten Mix aus witzigem, aber auch wunderbar scharfsinnigem Kabarett. „Nicht auslachen, sondern miteinander lachen!“ lautete die Devise, und gelacht werden sollte …im Dunkeln. Das das gar nicht so einfach umzusetzen war, merkten die Zuhörer bereits zu Anfang des Programms, denn Tisch und Stuhl alleine in völliger Dunkelheit zu finden, war schier unmöglich. Gut, dass die Schülerinnen und Schüler bereits viel Erfahrung gesammelt hatten, solche „Hürden“ schnell und sicher zu überwinden. Und darum ging es vor allem: Hürden überwinden im Umgang mit Behinderung allgemein und mit den Menschen mit Behinderung selbst.

Die Zusammenarbeit mit dem Dunkelcafé bot dafür einen gewinnbringenden Ansatz, versteht sich diese 2005 von Jan Meyer-Krügel gegründete Einrichtung doch als außerschulischer Lernort, der vor allem jungen Menschen die Angst vor der direkten Begegnung mit Behinderung, in dem Fall Blindheit, nehmen will. Bernhard Nolz, Geschäftsführer des Zentrums für Friedenskultur, in das das Café integriert ist, beschreibt diesen Ansatz der „Dunkelpädagogik“ so: „Im Dunkeln sind alle gleich, da kann man sich auf einer Ebene begegnen und so die Sinne für diese Lebenssituation schärfen und Berührungsängste abbauen. Vor allem die Theater- und Kabarettarbeit bietet hierfür einen vielfältigen Ansatz“.

Nachwuchsdetektive unter sich: Martin Sturm (mit Schal), Geschäftsführer Jan Meyer-Krügel (hinten), Christoph Dittert (2.v.r.) und Petra Kölsch (r. Gesamtkoordinatorin) mit einem Teil ihres jungen Publikums.

 

Die Idee für „Ein schwarzer Tag für Mister Kingstone“ wurde tatsächlich im Siegener Dunkelcafé geboren.

Martin Sturm, der „Storyhunter“ von Christoph Dittert, hatte ihm vom Dunkelcafé berichtet. Es war auch Initiator der Lesung, was nicht unüblich ist; oft fragen Autoren dieses Café für eine Leseveranstaltung an. Für Dittert, der sich schon 22 Geschichten für das Drei ???-Universum ausgedacht hat, war es auch einmal eine ganz neue Erfahrung, denn üblicherweise sieht er sein Publikum und dessen Reaktionen ja. Das große Interesse und die Beteiligung der Kinder sprechen aber für sich und zeigen: Um eine Geschichte zu hören, muss man den Erzähler nicht sehen – und auch sonst nichts.

Besonders für die jungen Gäste hat das Dunkelcafé ein spezielles Angebot: Schüler haben dort die besondere Chance, die Lebenswirklichkeit von blinden und sehbehinderten Menschen praktisch und direkt zu erleben. Für dieses Konzept, das auf der „Dunkelpädagogik“ von Bernhard Nolz und Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Popp aufbaut, ist das Dunkelcafé vom Bildungsbüro des Kreises Siegen-Wittgenstein jetzt als „außerschulischer Lernort“ ausgezeichnet worden. Ganze Schulklassen kommen in diesen „außerschulischen Lernort“ und lernen, wie die Brailleschrift gelesen wird, wie man Texte in Blindenschrift schreiben kann oder wie es ist, sich mit Blindenstock auf unbekanntem Terrain zu bewegen. Alle Schüler profitieren von dieser Erfahrung, das zeige die mehr als zehnjährige Erfahrung von Bernhard Nolz, weil sie hier den besonderen Wert des Andersseins praktisch erleben könnten.

Doch nicht nur Jugendliche können im Dunkelcafé einen Termin vereinbaren und sind herzlich willkommen, sondern natürlich auch Senioren, Kollegengruppen zur Teambildung oder Freunde, die einen Geburtstag feiern wollen. Das Angebot richtet sich an alle Menschen, die einmal die ihre Sicht der Dinge ändern und einen Perspektivenwechsel erleben wollen.

Sonderausgabe Zigsch / Siegener Zeitung April 2018 / gekürzte Fassung

Kein Punkt Licht

Klasse 4c der Adolf-Wurmbach-Grundschule Littfeld zu Besuch im Dunkelcafé in Siegen

„Es war ein komisches Gefühl, nichts sehen zu können.“

Wir waren am 10. April zu Besuch im Dunkelcafé in Siegen. Dort erfuhren wir viel darüber, wie sich Blinde im Alltag zurechtfinden. Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Hälfte lief blind mit einem Blindentaststock durch die Siegener Oberstadt, die andere Hälfte blieb im Dunkelcafé und durfte die Blindenschrift lernen.

Jan Meyer-Krügel erklärte uns die Lauftechnik mit einem Blindentaststock. Wir bekamen eine lichtdichte Brille und einen Blindentaststock und mussten blind den Weg aus dem Dunkelcafé herausfinden. Nachdem das geschafft war, probierten wir aus, blind zu laufen. Später wurden wir an verschiedene Orte geführt. Die Mitarbeiter, die uns die Blindenschrift erklärten, hießen Ashraff Salem und Petra Kölsch. Wir durften uns alle an eine Punktschriftmaschine setzen. Ashraff und Petra brachten uns die Blindenschrift bei. Sie besteht aus sechs Punkten. Jeder Buchstabe und jede Zahl wird aus einer Kombination von diesen Punkten in das Papier geprägt. Wir durften selbst eigene Sätze und Wörter schreiben. Am Ende las uns Ashraff eine Geschichte richtig schnell vor, indem er mit den Fingern über die Punkte fühlte. Wir staunten.

Nach der Gruppenaufteilung kamen wir wieder zusammen, um gemeinsam ins Dunkelcafé zu gehen. Nachdem wir unsere Sitzplätze gefunden hatten, durften wir zwischen Käse- und Kirschschokoladenkuchen wählen. Uns wurden die Getränke gebracht. Wir mussten alles ertasten, weil wir nichts sehen konnten. Es war ein toller Tag. Wir empfehlen das Dunkelcafé für jede andere Schulklasse. Wir lernten, wie es blinden Menschen geht, und denken, das sollte jeder mal erleben.